Der Austausch von Nachrichten, Bildern, Videos und Sprachnachrichten über den Instant-Messaging-Dienst WhatsApp hat unsere Art der Kommunikation in den vergangenen Jahren verändert und geprägt. Sie ist zu einem zentralen Bestandteil in unserem Alltag geworden und ist nicht mehr wegzudenken. Unternehmen fragen sich deswegen, wie man dieses Potential für das Personalmarketing nutzen kann. Wir haben für Euch ein paar Projekte mit Pioniergeist herausgesucht und zeigen, was mit WhatsApp beim Social Media Recruiting alles möglich ist.
Früher war der Verlauf einer Neuanstellung klar vorgezeichnet: Stellenanzeige schalten, per Post Bewerbungen erhalten, selektieren, Auswahlgespräche führen und dann einen glücklichen Kandidaten auswählen.
Die Gegenwart: unzählige Touchpoints
Heutzutage sieht das jedoch ganz anders aus. Egal ob Facebook, Xing, ein Stellenanzeigenportal wie Monster oder Stepstone – den Bewerber erreicht ein Unternehmen auf mehreren Kanälen und an unzähligen Touchpoints. Auch die Kontaktaufnahme erfolgt sehr viel schneller als damals: Einfach kurz eine Anfrage bei einem Karriereportal oder Mail geschickt und schon stehen Unternehmen und Bewerber in Kontakt. Unternehmen begeben sich auch selbst auf die Suche und durchforsten beim Active Sourcing Soziale Business Netzwerke nach passenden Talenten. Social Media Recruiting lautet hier das Stichwort.
Soziale Netzwerke bestimmen mittlerweile unseren Alltag. Auf beispielsweise Facebook, XING, LinkedIn oder Twitter verbringen wir zahlreiche Minuten des Tages mit Lesen, Kommentieren, Liken, Sharen und zur Kontaktpflege. Laut der aktuellen Onlinestudie von ARD und ZDF sind knapp 80% der Deutschen online, täglich nutzen sogar 44,5 Millionen Deutsche das Internet (http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/). Doch nicht nur in der Freizeit verwenden wir die Netzwerke. Auch im Berufsleben haben sie sich etabliert. Egal ob auf Seiten der Arbeitgeber oder Arbeitnehmer. XING und das internationale Pendant LinkedIn haben sich längst als Businessnetzwerke etabliert. Alleine Xing konnte im ersten Quartal 2015 mehr als 7,3 Millionen Nutzer vermelden (Quelle). Und auch Facebook, Twitter und Co. sind akzeptiert. Laut der Social Media Recruiting Studie von Online-Recruiting.net aus dem Jahr 2014 nutzten schon damals 46% der Befragten Social Media zur Direktansprache von Kandidaten Fast 42% bedienten sich der sozialen Medien außerdem zum Employer Branding. Hier werden zwar schon Plattformen wie YouTube, Google+ oder Pinterest erfasst, doch ein wichtiger Player erscheint bei den meisten Unternehmen zurzeit neu auf dem Radar: WhatsApp.
Der bekannte Messenger mit der kleinen, grünen Sprechblase als Icon, hat in den letzten Jahren einen regelrechten Siegeszug gestartet und hat sich auf fast jedem Smartphone etabliert. Im November 2015 konnte WhatsApp bereits 900 Millionen aktive Nutzer weltweit vermelden (Quelle).Dank seiner Reichweite und der Tatsache, dass die Menschen tagtäglich enorm viel Zeit mit der App und Kommunikation mit Freunden verbringen, ist das Netzwerk geradezu dafür prädestiniert auch im Personalmarketing eingesetzt zu werden.
Mit WhatsApp durch den Arbeitsalltag
WhatsApp eignet sich somit nicht nur, um mit Freunden Nachrichten, Fotos oder Sprachnachrichten zu tauschen. Auch große Unternehmen wagen erste Versuche mit dem Netzwerk und verwirklichen eigene Pionierprojekte. Der Autobauer Daimler hat unter dem Titel „WhatsApp @ Daimler“ den Messenger Frühjahr dieses Jahres für sich entdeckt und einen Weg gefunden, Jobinteressenten einen ganz frischen Einblick in den Konzern zu bieten. Am 24. Februar hatten 100 User die Möglichkeit Edith, die als Trainee in der Corporate Communication arbeitet, einen Tag lang per Gruppenchat zu begleiten und Fragen zu stellen. Eine ganz neue Art des Personalmarketings. Die Aktion stieß auf großes Interesse und erntete danach positives Feedback. Mittlerweile ist die Aktion von Daimler beendet.
Ein anderes Beispiel, wie WhatsApp das Personalmarketing revolutioniert, findet sich bei der Diakonie Deutschland. Unter dem Namen „Soziale Berufe kann nicht jeder“ konnte Projektleiterin Maja Schäfer einfach per WhatsApp angeschrieben und mit Fragen zu den sozialen Berufen gelöchert werden. So hatten die Jugendlichen eine erste Anlaufstelle für Fragen rund um die Zukunftsplanung. Mittlerweile können sich Interessierte auch über Smoope austauschen – ein Messenger, in dem Unternehmen, Dienstleister und Experten auf Fragen antworten.
Chatten und informieren für die junge Zielgruppe
Beide Pionierprojekte im deutschen Raum zeigen: WhatsApp eignet sich auch zur Ansprache von Kandidaten für eine Stelle und nicht nur zur privaten Konversation. Der Weg der dabei eingeschlagen wird, ist innovativ und modern. Vor allem eine junge Zielgruppe kann dadurch einfach und schnell erreicht werden. Auch auf das Image als Arbeitgebermarke kann sich der neue Kommunikationskanal positiv auswirken.
Doch diese Form des Social Media Recruiting bringt auch neue Schwierigkeiten mit sich. Die Pflege der neuen Art von Kommunikation zwischen potenziellem Bewerber und Unternehmen ist zeitintensiv. Außerdem neigt die Kommunikation in einem Gruppenchat, in dem bis zu 100 Personen aktiv sind, dazu unpersönlich und unübersichtlich zu werden. Diese Art des Social Media Recruitings ist nur für eine bestimme Zielgruppe relevant. Kann sie sich vor allem in der jüngeren Zielgruppe gut behaupten, so nehmen die Interessenten höheren Alters sicherlich ab.
Datenschutz bleibt ein wichtiges Thema
Natürlich hinterfragen viele Unternehmen auch das Thema „Datenschutz“ im Umgang mit WhatsApp. Problematisch bei den Gruppen ist beispielsweise, dass Nutzer die Nummer der anderen Teilnehmer sehen können. Datensicherheit ist in Deutschland ein großes Thema. Damit war der Messenger bereits in den Schlagzeilen und musste sich gegen Vorwürfe der Unsicherheit behaupten. Vor allem das Safe Harbor Urteil war in den vergangenen Wochen ein heißdiskutiertes Thema. Auch die Webseite t3n bietet seit kurzem eine Art von Newsletter per WhatsApp an. Dabei nutzen sie den Dienstleister WhatsService, an den die Daten der User verschlüsselt weitergegeben werden. Zusätzlich hat t3n eine umfangreiche Datenschutzerklärung abgegeben, damit die User wissen, was mit ihren Daten geschieht. Außerdem wird bei diesem Newsletter keine extra Gruppe erstellt, sondern den Nutzern direkt in einem privaten Chat die Neuigkeiten geschickt. Zu beachte ist natürlich, dass der Einsatz von WhatsApp mit den deutschen Datenschutzvorgaben kollidiert.
WhatsApp als neue Chance für Employer Branding
Alles in allem muss abgewogen werden, für welche Art von Unternehmen und Beruf sich die neue Form des Recruitings eignet. Fakt ist jedoch auch, dass man mit der Zeit gehen und sich immer originellere Wege einfallen lassen muss, um Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Denn kluge Köpfe verlangen nach Kreativität und Besonderheit und nicht nach 0815-Ausschreibungen.