Holistic Webdesign mit 6 Fragen erfolgreich anwenden

Holistic Webdesign hilft dabei, Webprojekte ganzheitlich zu betrachten. Wir stellen 6 Fragen vor, die den Einstieg erleichtern.

Holistic Webdesign - Everything is connected - Neonschriftzug

Holismus ist an sich nichts Neues. Fachdisziplinen wie Medizin, Geografie oder Psychologie stützen sich schon lange auf die Vorstellung, dass Systeme und ihre Eigenschaften ganzheitlich betrachtet werden müssen. Arbeitet zum Beispiel ein Arzt holistisch, schaut er sich nicht nur die Symptome an. Er betrachtet den Patienten als Mensch im Ganzen und berücksichtigt beispielsweise. auch Einflüsse aus Umwelt und Umfeld. Holistisch zu denken bedeutet also, das große Ganze zu sehen. Denn alle seine Teile hängen zusammen.

Auch im schnelllebigen World Wide Web, wo Veränderungen in Sekundenbruchteilen ablaufen und ebenso schnell sichtbar sind, ist ganzheitliches Denken ein Muss. Relaunches, neue Features oder Änderungen an der Benutzeroberfläche betreffen immer auch in irgendeiner Form die Nutzer, Mitarbeiter und andere Beteiligte: Viele Parteien, die zu berücksichtigen sind.

Holistic Webdesign bedeutet, diese Auswirkungen zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Für Webdesigner bedeutet das, über alle Facetten eines Projektes nachzudenken und zu verstehen, wie diese verbunden sind. Ganzheitlichkeit und Interkonnektivität. Darum geht es.

Warum überhaupt Holistic Webdesign?

Projekte ganzheitlich betrachten. Schön und gut. Aber was haben Unternehmen davon? Man könnte meinen, dass ein Mehraufwand entsteht, wenn sie holistisches Webdesign ausprobieren möchten. Beteiligte müssen das Konzept zuerst verstehen, verinnerlichen und dann auch noch praktisch umsetzen. Am Ende kostet das doch nur viel Zeit und Geld.

Neues auszuprobieren hat seinen Preis, bringt aber auch Vorteile. Wer Projekte holistisch angeht, erkennt Probleme, bevor sie unnötige Kosten verursachen. Und er bezieht SEO und Website-Performance früh in seine Überlegungen ein, bevor im Nachhinein zeitaufwendig nachgebessert werden muss. Mit einem ganzheitlichen Blick lassen sich Projekte in ihrer Gesamtheit besser einschätzen und dadurch besser planen. So führt der holistische Ansatz auf lange Sicht dazu, dass Zeit gespart wird und Kosten minimiert werden können. Es lohnt daher, sich einmal näher mit holistischem Webdesign zu befassen.

Neuerungen holistisch betrachten – so geht’s!

Auch wenn holistisches Webdesign als Prozess definiert ist, gibt es keine Anleitung, die man Schritt für Schritt befolgen kann. Dazu sind Projekte einfach zu unterschiedlich. Es gibt jedoch sechs Fragen, die man sich bei Änderungen oder neuen Features stellen kann. Sie helfen dabei, eine holistische Perspektive einzunehmen:

  1. Wie wird die bestehende User Experience durch die Veränderung beeinflusst?
  2. Wie wirkt sich die Änderung auf die Performance aus?
  3. Wie beeinflusst die Änderung SEO & SEA? 
  4. Wie wirkt sich die Änderung auf das eigene Unternehmen und seine Angestellten aus?
  5. Kann durch die Änderung jemand verletzt werden?
  6. Will jemand die Änderung überhaupt haben?

Gehen wir die Fragen einmal durch. Am besten anhand eines konkreten Beispiels:

Eine Agentur wird mit dem Relaunch eines Kundenportals beauftragt. Dieses soll auf die neue Corporate Identity (CI) angepasst werden und dabei einen modernen Anstrich bekommen. Das umsetzende Team fragt sich nun, was beim Relaunch aus holistischer Sicht zu beachten ist. Mit den sechs Fragen im Blick stellt es nun folgende Überlegungen an:

1. Wie wird die bestehende User Experience durch die Änderung beeinflusst?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Bei vielen alltäglichen Aufgaben entwickeln Nutzer eine Routine, um nicht in jeder Situation neu entscheiden zu müssen. Beim Besuch einer Website sind sie es gewohnt, Inhalte stets an der Stelle anzutreffen, an der sie sie schon beim letzten Mal vorgefunden haben. Neuerungen und geänderte Inhalte verwirren sie schnell. Besonders auf Websites, die sie immer wieder aufsuchen.

Bei einem Relaunch verändert sich die bestehende User Experience teils enorm. Navigationsstrukturen verändern sich, Layout-Elemente nehmen eine neue Form an und selbst die Farbgebung ist nicht mehr wie zuvor. Das Team überlegt sich daher, wie sich die Interaktion der Nutzer auf der Seite verändert und wie diese an das neue Umfeld herangeführt werden können.

  • Bleibt die Navigation gleich? Wenn nein, wie intuitiv lässt sich die neue bedienen?
  • Sind beliebte Kategorien und Funktionen noch an gewohnter Stelle zu finden? Wenn nein, wie weist man Nutzer darauf hin?
  • Sind die URLs gleich geblieben? Wenn nein, wurden die nötigen Redirects gesetzt? 
  • Sind die Anpassungen so gravierend, dass Nutzer einen Hinweis (z.B. in Form eines Pop-ups) erhalten müssen?

2. Wie wirkt sich die Änderung auf die Performance aus?

Zum Webdesign gehört es auch, nach neuen Trends Ausschau zu halten. Im Hintergrund der neuen Homepage ein Video einzubetten oder eine kleine Animation beim Scrollen einzubauen, ist verlockend. Schließlich soll die neue Website schick und modern sein. 

Doch es ist nicht immer einfach, die Balance zwischen modernem Design und guter Perfomance zu halten. Schon bei den ersten Layout- und Design-Entwürfen für den Relaunch ist zu prüfen, wie sich solche Spielereien auf die Ladegeschwindigkeit der Seite auswirken. Denn egal wie schön das neue Feature ist: Länger als gewöhnlich möchten die Nutzer nicht warten, bis die Seite geladen hat. 

Das Team beschließt daher, die Notwendigkeit von schicken Features stets zu hinterfragen. Auch wenn dabei Kompromisse eingegangen werden müssen. Das Video ist unverzichtbar für ein tolles Kundenerlebnis? Wunderbar, rein damit. Die Animation beim Scrollen ist eher ein Nice-to-have? Dann besser nochmal prüfen und hinterfragen.

3. Wie beeinflusst die Änderung SEO & SEA?

URLs und Seitenstrukturen ändern sich, Content wird ausgetauscht – all diese Änderungen betreffen immer auch die SEO- und SEA-Maßnahmen des Unternehmens. Das Team muss diese beim Relaunch daher schon früh mit einbeziehen.

SEO: Damit Rankings in den Suchmaschinen nach dem Relaunch nicht verloren gehen, müssen URLs, die verändert wurden, unbedingt weitergeleitet werden. Damit ist nicht nur der Suchmaschine, sondern auch den Nutzern geholfen. Das Team erstellt daher ein URL-Mapping, d.h. eine Liste mit den alten und neuen URLs auf der Website. Ändert sich eine URL, kann dies vermerkt und Weiterleitungen entsprechend gesetzt werden.

SEA: Auch die Werbeanzeigen auf Google & Co. sind bei einem Relaunch zu beachten. Denn wenn Anzeigen ungeplant weiterlaufen, die URLs sich aber geändert haben, landen Nutzer im schlimmsten Fall auf einer 404-Fehlerseite. Oder auf Zielseiten, deren Inhalte nicht mehr zur Anzeige passen. Dafür ist das eingesetzte Werbebudget zu schade. Daher listet das Team auch hierfür vorsorglich alle URLs auf, die in Anzeigen verwendet werden. Ändern sich die URLs im Zuge des Relaunches, kann dies in der Liste aufgenommen und die zugehörigen Anzeigen entsprechend angepasst werden.

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4. Wie wirkt sich die Änderung auf das Unternehmen und seine Angestellten aus?

Mit der erfolgreichen Veröffentlichung der neuen Website ist der Relaunch noch nicht vorbei. Oft geht es dann erst so richtig los. Fehlerbehebung, Kundensupport, Analyse – all diese Aufgaben kosten Geld, Zeit und Ressourcen. Faktoren, die erst einmal vorhanden sein müssen. Zusammen mit dem Kunden klärt das Team, was sich im Geschäftsalltag durch den Relaunch verändern wird:

  • Wer kümmert sich um den laufenden Support – Unternehmen oder Agentur?
  • Werden dafür künftig mehr Personen benötigt oder weniger?
  • Wer kümmert sich um Analyse und Tracking?
  • Sammelt man Kundenfeedback zur neuen Website?

5. Kann durch die Änderung jemand verletzt werden?

Zugegeben: Durch eine neue Produktkategorie in der Navigation fühlen sich Nutzer wohl kaum angegriffen. Aber ein Blick ins Internet reicht, um zu erkennen, dass nicht alle Menschen gute Absichten haben. Kommentarfunktionen und Rezensionen sind zwar super für die Nutzerinteraktion, bieten aber auch Missbrauchspotenzial. Ob durch Fake News oder Mobbing – nicht selten werden Plattformen oder Funktionen dazu missbraucht, anderen Menschen zu schaden. 

Ebenso trägt mangelhafte Barrierefreiheit dazu bei, dass Menschen sich benachteiligt fühlen. Personen, die körperlich oder psychisch eingeschränkt sind, müssen die neue Website genau wie alle anderen Nutzer verwenden können. 

Das Team ist sich einig: Missbrauch zu unterbinden und Barrierefreiheit zu schaffen ist selbstverständlich. Bereits in der Entwurfsphase will es mögliche Gefahrenpotenziale erkennen, um diese frühzeitig zu entschärfen. Gerade an Stellen, wo Nutzer auf der Seite interagieren, ist dabei besondere Vorsicht geboten. Neue Funktionen und Layout-Änderungen sollen stets darauf geprüft werden, ob sie nutzerfreundlich sind.

6. Will jemand die Änderung überhaupt haben?

In einer nutzerorientierten Online-Welt ist diese Frage eigentlich selbsterklärend. Dort sind die Kunden mit all ihren Wünschen und Bedürfnissen bekannt, die Customer Journey in all ihren Facetten ersichtlich. 

Doch gelegentlich erscheinen Produkte und Services, bei denen offenbar nicht an die Zielgruppe gedacht wurde. Das Ergebnis ist meist dasselbe: Kein Bedarf auf Kundenseite. Kein Markt. Auch wenn es wie eine Selbstverständlichkeit erscheint, sollte bei jeder Neuerung geklärt werden, ob diese überhaupt jemand will. Für das Team heißt das, den Relaunch stets kritisch zu hinterfragen:

  • Zeigt das Nutzerverhalten auf der Website, dass ein Relaunch nötig ist?
  • Ist der Relaunch durch die neue CI unausweichlich?
  • Gab es Probleme auf Kundenseite, die einen Relaunch erforderlich machen?
  • Gibt es für die neue Funktion, die der Website hinzugefügt werden soll, wirklich Bedarf?

Ein Blick ins Tracking-Tool oder eine Nutzerumfrage können ein Licht auf die Frage werfen, ob ein Relaunch sinnvoll ist. Nicht, dass es nachher heißt: „Diese spezielle Funktion, oder gar den Relaunch insgesamt wollte eigentlich keiner“.

Fazit

Vieles im Holistic Webdesign erscheint selbstverständlich. Ist doch klar, dass man auf UX, Performance und Sicherheit achtet. Man versucht doch immer, an alles zu denken. Wozu dem Ganzen auch noch einen Namen geben?

Beim Holistic Webdesign geht es nicht um fundamental neue Erkenntnisse. Es geht auch nicht darum, bestehende Ansätze zu ersetzen. Vielmehr geht es darum, Probleme zu erkennen, bevor sie überhaupt entstehen können. Es geht darum, Unvorhergesehenes früh kommen zu sehen, statt im Projektverlauf davon überrascht zu werden. Gerade deshalb entscheidet man sich statt dem klassischen Relaunch heute immer mehr für den „Continuous Relaunch“, bei dem Veränderungen auf der Website nach und nach umgesetzt werden, statt in einem großen Wurf alles neu zu machen. Änderungen und neue Features lassen sich bei diesem Vorgehen jeweils einzeln holistisch betrachten. Und dadurch erfolgreicher implementieren.

So ganzheitlich das Konzept auch ist, so sehr muss es auch gelebt werden. Jeder und jede Projektbeteiligte muss zunächst für sich den ganzheitlichen Ansatz verinnerlichen, bevor das Team Projekte holistisch angehen kann. Ist das passiert, wird bei der Konzeption nicht nur an Wireframes und schickes Design gedacht, sondern auch an UX, Performance und SEO.

Statt zu fragen: „Was bringt uns dieser Ansatz?“, lieber hinterfragen: „Denken wir in unseren Projekten schon holistisch?“ Denn in Projekten, in denen so vieles miteinander verflochten ist, führt an Holistic Webdesign heutzutage kein Weg mehr vorbei.

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